Jeder Deutsche durchläuft laut einer Studie mindestens einmal im Leben eine depressive Phase. Ich bin sehr froh, dass sie bei mir schon so früh kam, denn dadurch weiß ich genau, wie ich damit umzugehen habe und auf welche Tools ich zurück greifen kann, falls sich so etwas noch einmal anschleicht. Zunächst einmal ist es so, dass Depressionen nicht von heute auf morgen einfach da sind, sondern dass sie sich anschleichen und ankündigen. Es staut sich immer mehr auf, und wenn man dann folgendes macht, so wie ich damals, dann rast man gerade zu rein: Verdrängen und weiter funktionieren. Die (meiner Ansicht nach) zwei wichtigsten Faktoren, die einen dahin bringen. Bei mir ging das alles ungefähr im Alter von 14/15 Jahren los, würde ich sagen. Ich weiß noch gut, dass ich mich damals ständig überfordert gefühlt habe. Ich war nicht sonderlich gut in der Schule, im Gegenteil, für gute Noten musste ich sehr viel lernen, während andere es sich eben mal kurz eine Stunde angeschaut haben. Meistens ging die Schule so bis 16 Uhr, später auch bis 17 Uhr, danach hatte ich meistens noch Tanztraining, und das 4-5 mal die Woche, dann hatte ich Theater AG zwei Mal die Woche, Samstags Nachhilfe und noch ein Praktikum, dass ich für die Schule machen musste, und frei blieb dann eigentlich nur noch der Sonntag, und an dem war ich auch noch unterwegs. Unter der Woche ging mein Tag um ungefähr 5:45 Uhr los, da musste ich aufstehen, und kam abends um 22 Uhr oder so nach Hause. Ich gönnte meinem Körper nie Pausen, und machte und machte und machte. Ich war ständig komplett übermüdet und kraftlos. Als ich dann ungefähr 14/15 Uhr war, zogen meine Geschwister aus dem Haus und ich war alleine mit meinen Eltern, und ab dem Punkt wurde es eigentlich noch schlimmer. Denn das Verhältnis meiner Eltern war zu dem damaligen Zeitpunkt alles andere als gesund, aber seit meine Geschwister Weg waren, fiel alles auf mich, und mir wurde auf einmal die Rolle der Ehe-Schlichterin zugetragen. Beide kamen mit ihren Problemen zu mir, aber was in mir selbst eigentlich vorging, hatte keinen Platz und keine Zeit mehr. Mein 16 jähriges Ich damals dachte, " ich muss das jetzt einfach ertragen und funktionieren, ich hab ja keine Wahl. " Ich rede nicht von ein paar Streitereien, sondern von anderen Dimensionen. Was das genau beinhaltet, möchte ich hier aus Schutz meiner Familie nicht erwähnen. Später war ich deswegen sehr böse auf sie, aber mittlerweile nicht mehr, denn ich weiß, dass sie es damals vor lauter Verzweiflung einfach nicht besser wussten, und heute es ist okay, ich habe damit abgeschlossen und ihnen verziehen und es geht mir gut damit. Ich lernte also relativ früh, dass für Gefühle keine Platz und keine Zeit ist, und der einzige Weg, keinen kompletten Crash zu erleiden, der ist, alles einfach zu ignorieren, weiter zu machen und Emotionen gar nicht erst an die Oberfläche zu lassen. Denn wenn man sie schön im Zaum behält, kann einem ja gar nichts passieren. Solang ich die Gefühle nicht aktiv wahrnehme, und sie "nicht da" sind, bin ich auf der sicheren Seite. Für kurze Zeit bestimmt eine gute Methode - auf lange Sicht gesehen aber der Weg zum Abgrund, wenn man das über Jahre hinweg macht. Damals rettete mich diese Einstellung, denn durch sie schaffte ich mein Abi und kam auch in anderen Dingen voran. Aber die Quittung kam noch - und der totale Crash mit 21. Wie das genau ablief, könnt ihr in meiner Podcastfolge 21 anhören .Ich konnte irgendwann gar nichts mehr, nicht einkaufen, nicht Kaffee trinken gehen, selbst Duschen war der Horror. Kleinste Alltagsbeschäftigungen kosteten mich unüberwindbare Kraft, bis ich eine Akuteinweisung in eine psychosomatische Klinik bekam (die mich wirklich rettete). Zusammenfassend finde ich, lässt sich sagen, dass man Depressionen an folgenden Faktoren erkennt: 1. Starke Antriebslosigkeit (nicht nur manchmal, sondern ständig)2. Die kleinsten Alltagserledigungen erscheinen einem unüberwindbar 3. Starke anhaltende Müdigkeit4. Eine innere Leere (keine Wahrnehmung von Freude oder Trauer)5. Rückzug6 Probleme, seinen Tag normal zu strukturieren6. Schöne Unternehmungen wie zum Beispiel Freunde zu treffen sind nur noch Stress7. Keine Motivation, auch in nicht bei Dingen, die einem eigentlich Spaß machen Um nicht in eine Depression rein zu rasen, ist es meiner Ansicht nach wichtig, sich regelmäßig mit seinen Emotionen zu konfrontieren, und auf sich zu hören. Schlechte Gefühle aktiv wahrzunehmen, und vor allem anzunehmen. Wenn man traurig ist, die Trauer zuzulassen, und wenn man wütend ist, die Wut zuzulassen. Sich Pausen zu gönnen. Für ein paar Tage alleine weg zu fahren, Energie zu tanken, zum Beispiel in der Natur. Aber bloß nicht ständig weiter machen, als wär nichts, und erst recht nicht Emotionen zu verschließen und zu verdrängen. Denn glaubt mir, auch im Freundeskreis habe ich es gesehen - der große Knall wird kommen, wenn man das über einen langen Zeitraum hinweg macht.
Am besten kenne ich es tatsächlich von mir selber. Ich bin ein Mensch, der meint ständig unterwegs sein zu müssen, alles erleben zu müssen, überall mitgehen zu müssen und vor allem: ständig produktiv sein zu müssen. Direkt schon morgens zum Frühstück eine Podcastfolge anhören (natürlich über ein Thema, das mich weiter bringt), dann kurz Nachrichten checken, zur Arbeit rasen, in der Mittagspause nach anderen Jobs schauen (denn die 30 Minuten Mittagspause sollten ja auch produktiv genutzt werden), nach Hause rasen, zum Sport, und abends JA NICHT vor dem Fernsehen versacken sondern noch gefühlt drei Online Kurse parallel machen und mit dem anderen Auge gleichzeitig am besten noch ein Buch über ein bestimmtes Thema lesen. So mal ganz übertrieben gesagt. Wobei es gar nicht mal so übertrieben ist. Leider. Es ist zwar schon deutlich besser geworden als vor ein bis zwei Jahren noch, aber trotzdem merke ich immer wieder, wie erschöpft ich bin, weil ich mich viel zu selten entspanne, und viel zu selten einfach mal nichts mache. Und wenn ich mir mal einen Abend vornehme, "nichts" zu machen, dann fallen mir direkt die zwanzig Sachen ein, die ich ja schon seit einer Woche erledigen muss, wie zum Beispiel Papierkram oder Mails etc.Aber irgendwie ist es, als wäre da so eine innere Stimme in mir, die sobald ich mal Netflix aufmache (was mittlerweile sowieso schon wirklich selten vorkommt) automatisch schimpft: Hallo?! Entschuldigung?? Was machst du da?? FAULLENZEN???? Wie kannst du nur??? Oder noch schlimmer: Wenn ich morgens länger als bis halb 9 schlafe. Alptraum. Halb 9, ich habe den halben Tag schon verschlafen. Oder wenn ich im Bett rumliege oder auf der Couch. In diesem Moment bestrafe ich mich im Kopf selber schon dafür, gerade faul zu sein und nichts produktives zu machen. Es ist wie ein innerer Aufpasser, der mich ständig ermahnt, dass ich ja nicht faul sein darf. Dass ich jede Stunde sinnvoll nutzen sollte, damit was rum kommt bei meinem Tag, denn hauptsache er bringt mich weiter. Das hat übrigens tatsächlich nichts damit zu tun, dass ich nicht mit meinen Gedanken alleine sein kann, oder es nicht möchte. Ich wäre mit meinen Gedanken sehr gerne sehr viel mehr alleine. Gerne mal viele Wochen am Stück. Es ist eher die " Ich darf nicht faul sein und muss produtkiv sein" Absicht, die da aus mir spricht. Statt still in der Ecke nachzudenken, sollte ich ja lieber etwas produktives tun, sagt mir zumindest dieser innere Aufpasser. Das ist ja auch alles schön und gut, dieses "Weiterkommen", aber wieso müssen wir eigentlich überhaupt ständig weiter kommen? Warum müssen wir ständig, immer und überall produktiv sein? Wieso müssen wir uns selbst ständig optimieren und immer besser werden? Letztes Jahr im Sommer, da hatte ich schon einen kleinen entscheidenden Wendepunkt, als ich in Finnland an unserem Sommerhaus ankam, und auf einmal merkte, dass ich körperlich völlig am Ende und erschöpft war. Auf einmal war die Welt und die ganze Hektik stehen geblieben, ich saß im Wald an unserem Sommerhaus, blickte auf den See und fühlte zum ersten Mal, wie am Ende ich eigentlich war. Ich überlegte, wann ich das letzte Mal ein paar Tage mal NICHTS getan hatte. Ich konnte mich nicht dran erinnern, stattdessen lief ein Film in meinem Kopf ab, wie ich kreuz und quer durch Hamburg raste. Ab da beschloss ich, "weniger" zu machen und mir regelmäßig Auszeiten zu nehmen. Kaum war ich aber wieder in Deutschland, ging der Stress gerade so weiter und ich ließ mich wieder in diesen Strom hinein ziehen. Ich war meinen "Auszeiten" also nicht sonderlich lange treu. Neulich gab es dann einen erneuten Wendepunkt, als ich eine Person kennen lernte, die mir sagte, dass es okay ist, mal zu entspannen und nicht immer produktiv sein zu müssen. Ich weiß noch, es ist nur wenige Wochen her, dass ich total überrascht zum ersten Mal wirklich dachte: Wie? Was? Ich muss NICHT produktiv sein? Aber natürlich muss ich das! Seine Gegenfrage lautete glaube ich: Warum? Und dann überlegte ich und sagte: Na weil man es sein muss. Man muss Zeit immer sinnvoll nutzen. Denn man muss ja voran kommen. Und im selben Moment sagte ich mir selbst: Sagt wer? Wer zur Hölle sagt dir das denn? Und da hatte ich die Antwort. Die Gesellschaft heutzutage. Mir hatte nie jemand vorgeworfen, ich wäre faul oder sonst etwas, ich hatte nur automatisch diesen Hype von all den Leuten da draußen übernommen, dass man heutzutage immer und am besten zu jeder Tages - und Nachtzeit 120% geben muss, um voran zu kommen. Wie gesagt: Hauptsache voran kommen. IMMER PRODUKTIV SEIN. Und ja, ich liebe es, produktiv zu sein, tatsächlich. Aber in so einem Sog fest zu stecken, zu denken, man müsse ständig produktiv sein, kann einen irgendwann auch wirklich krank und bescheuert machen. Ist das also die moderne Definition von Glück? Selbst immer besser zu werden und (ich kann es gleich selbst nicht mehr hören) voran zu kommen? Sind wir dann glücklicher? Ich bin von Natur aus glaube ich generell ein Mensch, der sehr viel Energie hat, und ich mag es, an mir selbst zu arbeiten und immer besser zu werden, in allen möglichen Bereichen. Ich bin neugierig, interessiert, und habe ziemlich hohe Ansprüche an mich selbst. Ich habe tendenziell eher zu viel Energie, aber auf keinen Fall zu wenig. Deswegen neige ich auch dazu, immer mehr und mehr zu machen, und niemals zu entspannen. Im Prinzip ist all das ja etwas gutes, es ist besser, als nie seinen Arsch hoch zu kriegen. Aber genauso schnell verrennt man sich vielleicht auch und merkt auf einmal gar nicht mehr, wann man vielleicht eine Pause braucht, und versteht auch nicht, dass ein Mensch faullenzen BENÖTIGT!! Und zwar wirklich benötigt! Regelmäßig! In unserer heutigen Gesellschaft dreht sich vieles nur noch um Selbstoptimierung, produktiv sein, hier Gas geben und dort der beste sein. Jede Stunde sinnvoll zu nutzen, um die beste Version von sich selbst zu werden. Morgens um 7 aus dem Bett springen, Frühsport machen und abends um 23 Uhr frühestens den Laptop schließen. Am besten bitte sieben Tage die Woche. Aber warum haben viele direkt so ein schlechtes Gewissen, wenn wir einen Tag mal nichts tun? Und ist es richtig, nach zwei Tagen nichts tun direkt zu sagen " Man, ich hab heute den Tag so richtig verplempert und echt nichts produktives auf die Kette gekriegt." Wie OFT höre ich diesen Satz. Dabei sollte es viel öfter doch auch völlig ausreichend sein, aus dem Fenster zu schauen, auf der Bank zu sitzen, oder vor sich hin zu träumen.
28. September 2020
So ein kleines kurzes Wort, aber doch eine so große Bedeutung in der Gesellschaft: Neid.Auf Neid trifft man überall: Nicht nur in der Arbeitswelt oder im Freundeskreis, sondern leider oftmals sogar auch in der Familie und im Bekanntenkreis. Neid ist immer da, allgegenwärtig und in unserer Gesellschaft leider extrem präsent. Die Menschen reden schlecht übereinander, gönnen dem anderen nichts und freuen sich insgeheim, wenn etwas nicht klappt. Ich persönlich finde das ziemlich grausam, und würde mir wünschen, dass es das gar nicht erst gibt. Aber es gibt Neid, und zwar in einem sehr hohen Maße.Neid ist nicht nur Neid, sondern kann Menschen in Extremfällen wirklich in den Wahnsinn treiben und zu schlimmen Sachen motivieren. - Ja, Neid kann aus Menschen wahre Teufel machen. Irgendwie scheint die Eigenschaft verloren gegangen zu sein, dass man andere unterstützt, sich für und mit anderen freut und ihnen zum Erfolg hilft. Immer nur ich ich ich. Bis zu einem bestimmten Grad ist Neid bestimmt etwas natürliches, etwas menschliches, und ich glaube, dass jeder von uns schon einmal Neid empfunden hat. Aber auch hier kann man differenzieren: Die einen sind zwar neidisch, aber auf eine positive Art und Weise können sie sich trotzdem mit der anderen Person freuen und gönnen ihr ihr Glück von Herzen, auch wenn sie es vielleicht selbst gerne hätten. Die anderen wiederum sind verbittert und freuen sich nicht. Ende der Geschichte. Das sind die unzufriedenen Leute. Ich persönlich glaube, dass Menschen, die schnell und oft neidisch auf andere und deren Erfolge sind, mit sich selbst einfach extrem unzufrieden sind. Wenn es bei ihnen im Leben laufen würde, könnten sie sich für andere freuen. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass es einen nur aufhält, wenn man anderen nichts gönnt und neidisch ist. Wenn man andere unterstützt und ihnen hilft, tun das andere Menschen automatisch auch mehr für dich, zumindest ist das meine eigene Erfahrung. Nehmen wir an, das würde der Wahrheit entsprechen, dann bringt es dir also absolut gar nichts, immer andere für ihre tollen Momente, Erfahrungen oder Erfolge zu hassen, weil du mit dieser Einstellung einfach selbst auf der Strecke bleibst. Es gibt dir ein schlechtes Gefühl und hält dich auf, sonst nichts. Anstatt vielleicht zu denken: Okay, krass, wie hat sie das hinbekommen? Was macht sie anders? Kann ich was von ihr (oder ihm) lernen? Wenn andere Menschen etwas haben oder erreicht haben, was du auch möchtest, was bringt es dir dann innerlich frustriert zu sein? Schau doch lieber, was du von der Person noch lernen kannst. Ich glaube, wir alle haben schon unsere Erfahrungen mit Neidern gemacht. Das extremste Beispiel von Neid habe ich leider in meiner eigenen Beziehung erfahren müssen, und mit extrem meine ich wirklich extrem. All meine Erfolge und all meine Erfahrungen wurden zunichte gemacht. Hatte ich in der Uni bessere Noten oder wurde von einem Dozenten gelobt, ging ein kindischer Krieg los. Hatte ich etwas tolles erlebt, wurde das sofort schlecht gemacht. Wenn ich gerade Spaß hatte, wurde ich vor anderen blamiert und gedemütigt, habe ich mich schön gemacht, wurde nur gemeckert. Aber was das Fass bei mir wirklich zum Überlaufen brachte, war wie über meine Familie gesprochen wurde und wie sie behandelt wurde, bis hin zu der Tatsache, dass ich wirklich merkte, dass er anfing uns auszunutzen. Es ging so weit, dass er wutentbrannt in meiner Wohnung stand und anfing zu brüllen "Du kotzt mich so an, du hast keine Ahnung wie das für mich ist eine Freundin zu haben die Geld scheißt." Kurz mal am Rande: Ich war Studentin, ich hatte kein Geld. Ich habe sogar immer noch kein Geld hahah. Und ich warf das Geld bestimmt nicht zum Fenster raus. Aber sagen wir so: ich hatte vielleicht das Glück, nicht auf jeden Euro achten zu müssen, und ich finde auch nicht ,dass ich mich dafür schämen muss das zu sagen. Er sah aber nur das Geld meiner Eltern, und konnte aus irgendeinem Grund bis zum letzten Tag nicht verdauen, dass wir in unterschiedlichen sozialen Verhältnissen aufgewachsen waren. Für mich war das nie ein Thema gewesen, ich hatte das nicht mal wirklich wahr genommen. Es war nicht existent für mich, aber er machte es zum Thema. Dabei sollte es doch absolut KEINE Rolle spielen, wer aus welchen Verhältnissen kommt. Sinn und Zweck ist es hier gerade nicht, meinen Ex Freund möglichst schlecht zu reden. Ich will euch veranschaulichen, was Neid aus Menschen machen kann, weil es mich so schockiert hat. Wie kaputt Neid Beziehungen machen, wie sehr es zerstören kann. Was mich aber WIRKLICH unglaublich wütend, traurig, und am Ende auch kaputt machte, war die Tatsache, dass es das Thema Nummer 1 wurde. Mit der Hauptgrund, warum die Beziehung zerbrach: Neid. Nicht nur auf meine Familie oder Materielles, sondern auf alles. Meinen großen Freundeskreis, dass die Menschen an der Uni mich mochten, dass ich schnell Kontakte knüpfte, während er sich sehr schwer tat, dass ich tolle Freunde hatte, während er ständig meckerte dass seine Jungs sich zu wenig melden. Dass ich eine Freundin hatte mit der ich viel reisen konnte, und er keine solche Person hatte. Dass ich mit meiner Mutter eine Woche lang Urlaub auf Mallorca machte, und und und. Er freute sich NIE für mich, sondern versuchte alles, um mir meine Zeit zu ruinieren.Am Anfang war das natürlich noch anders, und er zeigte sich anders, sonst wären wir natürlich nie zusammen gekommen (falls sich manche jetzt fragen, was zur Hölle mit mir los war). Sein wahres Gesicht kam erst nach und nach zum Vorschein. Er ging sogar so weit, dass er zu meinen Eltern extrem unhöflich wurde, weil er es nicht ertrug. Ich begann mich immer mehr zu schämen und hätte ihn oft gerne raus geworfen (was ich heute auch definitiv machen würde). Dass jemand meine Eltern aus Neid so behandelte, die wirklich gut zu ihm waren, und SEHR VIEL für ihn machten, tat wirklich weh und ging zu weit. Zahlreiche Gespräche führten zu nichts. Irgendwie hatte mich das ganze so viel Kraft gekostet, dass ich gefühlt drei Jahre brauchte, um mich von der Beziehung "zu erholen". Ich war völlig fertig, was mir aber erst lange nachdem ich Schluss gemacht hatte bewusst wurde. Aber ich war einfach so dermaßen enttäuscht, dass ein Mensch, und dann auch noch der eigene Freund, so sein konnte. Es war komisch und ich verstand es damals nicht. Als ich mich letztendlich trennte, dachte ich eigentlich, dass das für ihn ok sein müsste, aber stattdessen weint er so sehr wie ich noch nie hab jemanden weinen hören. Damals verstand ich es nicht, denn mit meinen 24 Jahren dachte ich, er muss mich ja irgendwie sowieso hassen, so wie er zu mir ist. Ganz besonders innerhalb einer Beziehung, innerhalb der Familie und unter guten Freunden hat Neid NICHTS VERLOREN. Ein anderes Beispiel, aber diesmal ein gutes, ist meine beste Freundin. Selbst in Phasen, in denen es ihr wirklich schlecht ging, und mir das Glück zum Teil nur so zuflog, war sie NIEMALS neidisch. Sie gönnte es mir jedes Mal von ganzem Herzen, und das, obwohl bei ihr gerade alles schief lief. Eine Charaktereigenschaft, die die meisten Menschen wahrhaftig nicht besitzen. Auch wenn sie am Boden war, hatte sie immer noch genug Kraft sich für mich zu freuen. Und so ist es auch anders herum, denn natürlich kamen auch Phasen, da hatte ich mehr Pech. Trotzdem wäre ich niemals böshaft neidisch auf sie. Und so sollte es unter allen Freundschaften sein, aber so ist es oft nicht, wenn man sich mal umhört. Aber es sind natürlich nicht nur Erfahrungen und Erfolge, auf die wir neidisch sind, sondern leider leider oft auch Materielles. Und da finde ich, wird das ganze noch bescheuerter. Gerade hier, wo ich herkomme und wo ich gerade auch in einem Cafe sitze und schreibe, ist Neid sehr präsent: Im Schwabenland. Es wird ständig und nur darauf geschaut, was die anderen haben, es wird sich an materiellen Dingen gemessen. Schon in meiner Schule war das Thema Nummer 1. Ist das Selbstwertgefühl der Menschen wirklich so sehr geschrumpft, dass man sich über Materielles definiert? Dass man sein Selbstbewusstsein durch so etwas schöpft?Ich meine damit nicht die Menschen, die viel besitzen. Möge sich jeder gönnen und kaufen was er will, völlig legitim. Warum auch nicht, wenn man gut verdient?Ich meine damit die Menschen, die zum Nachbarn dumm rüber gucken, weil er nein neues Auto fährt. WARUM INTERESSIERT EUCH DAS? Beziehungsweise, Interesse ist ja schön und gut, man kann sich ja mit demjenigen freuen, dass er so ein tolles neues Auto hat. Aber wir alle wissen, dass die meisten Menschen insgeheim abkotzen würden. Materialismus ist doch nicht das Fundament zum glücklich sein, und jeder erwachsene Mensch sollte das doch heutzutage wissen. Neid bringt euch nicht weiter, Neid macht einfach nur arm und hässlich.
13. Oktober 2020
Die Klinik. Der Ort, an dem ich zum ersten Mal alles fallen lassen konnte, jegliche Verpflichtungen weg werfen konnte, und zum ersten Mal nur bei mir war. Das ist auch das, was man von vielen Betroffenen hört: " Endlich konnte ich einfach mal sein. Ich musste nichts mehr machen, nicht mehr funktionieren." Ich blicke tatsächlich relativ warmherzig auf diese Zeit zurück. Auch, wenn es wirklich die mit Abstand größte Herausforderung meines Lebens war, und ich mich noch daran erinnern kann, als wäre es gestern gewesen, wie ich dort ankam. Die Farben, die Eindrücke, die Menschen, das Personal, mein Zimmer, der Duft. Ich stand jetzt wirklich vor einem großen Berg, der da auf mich zukam. Ein Berg voller innerer Probleme, die ich zu lösen hatte. Wo sollte ich nur anfangen? Aber ich blicke warmherzig auf diese Zeit zurück, weil sie mein Herz geheilt hat. Weil ich zur Ruhe fand, und weil ich endlich einfach mal faul sein durfte. Weil ich keine Eile hatte, und weil es ein Ort war, an dem man mich endlich verstanden hat. Schlafen, essen, spazieren gehen, Therapie, Sauna, Schwimmen. Man wurde in Gruppen aufgeteilt, wonach da die Aufteilung gemacht wurde, weiß ich nicht genau, aber es waren ungefähr acht Leute in einer Gruppe. Diese Gruppe saß immer zusammen im Speisesaal und hatte auch zusammen Gruppentherapie. Ich hatte da ziemlich Glück, denn ich war mit 21 Jahren das Nesthäkchen und alle haben sich immer lieb um mich gekümmert Wichtig finde ich auch, dass eine Klinik nicht direkt aussieht wie eine Klinik, denn dann fühlt man sich ja noch kranker. Meine Klinik sah auch nicht so aus, es waren eher wie kleine Hotelzimmer und sah alles sehr neutral aus, direkt neben einem Wald. Es war wirklich eine angenehme Atmosphäre, und zwischen den Therapien konnte man gut spazieren gehen. Alles war sehr hell und freundlich gehalten. Zu den Mahlzeiten gab es immer Buffet, das heißt, man musste auch nicht zwangsweise immer das essen, was auf den Tisch kommt, sondern hatte Auswahl. An den Wochenenden hab es oft Seminare, eine Art Weiterbildung, die man besuchen konnte, aber nicht musste. Ich habe sie als sehr anstrengend, aber auch als sehr hilfreich in Erinnerung. Es kamen Psychologen aus anderen Orten Deutschlands, und brachten und verschiedene Tools bei, wie wir in bestimmten Situationen und selbst helfen konnten. Wir hatten Gruppentherapie in Form von Kunsttherapie, Bewegungstherapie, Musiktherapie und Gesprächstherapie. Das klingt alles erstmal fremd, und der eine konnte mit einer Therapieform mehr anfangen als der andere. Musiktherapie zum Beispiel war nicht so meins. Ich erinnere mich noch gut an einen Lachanfall, den ich mit einer anderen Patientin bekam, als der Musiktherapeut anfing zu irgendwelchen Klangschalen komische Laute von sich zu geben und wir fast geplatzt sind. Wir konnten das einfach nicht ernst nehmen, waren aber auch die jüngsten. 😀 Kunsttherapie wiederum war total meins. Obwohl ich wirklich kein Maltalent bin, hat es mir doch erstaunlicherweise gut getan. Danach konnte man in der Gruppe darüber sprechen, was man gemalt hat und warum, und wie man sich dabei gefühlt hat. Für mich hatte das wirklich etwas therapeutisches und befreiendes und ich fühlte mich danach immer richtig gut. In der Bewegungstherapie haben wir dann z.B. Yoga gemacht, Meditationen etc., was auch ganz gut war und sehr gut tat. Und in der Gesprächstherapie wurde gesprochen. Jeder konnte frei darüber reden, was ihn an diesem Tag oder in dieser Woche beschäftigt hat. Weil ich noch so jung war, hat mich das auch überhaupt keine Überwindung gekostet. Ich erzählte immer einfach. Generell sollte man sich hier nicht zurückhalten, denn man ist nun mal dort, um zu reden. Aber manchmal haben sich manche auch nicht so ganz getraut. Und dann gibt es natürlich noch das wichtigste: Die Einzeltherapie. Ich glaube ich hatte zwei Stunden in der Woche, und das waren die intensivsten. Durch meine eigene Erfahrung habe ich gemerkt, dass es wirklich Psychologen da draußen gibt, das sind Pfeifen, sorry to say. Nicht jeder ist ein guter Psychologe, nur weil er irgendwelche Abschlüsse und gute Noten hat. Aber meine Therapeuten in der Klinik waren wirklich unglaublich gut. Jeder Therapeut auf seine eigene und andere Art und Weise, aber sie taten alle ihr bestes, mit viel Herzblut, und ihnen habe ich wirklich zu verdanken, dass ich wieder so gesund geworden bin und dass ich heute die Person bin, die ich bin. Ohne meinen Klinikaufenthalt wäre ich niemals da wo ich jetzt bin. Ich war 12 Wochen in der Klinik. Viele erhoffen sich nach zwei Wochen ein Wunder. Aber so ist es nicht, denn sich zu öffnen braucht Zeit. Bei mir hat es ganze Sieben Wochen gedauert, bis ein Therapeut meinen Knoten zum Platzen bekommen hat. Sieben Wochen lang hat sich gar nichts getan. Und nach sieben Wochen schaffte er es, dass alles aus mir heraus kam. Mein Herz öffnete sich, zum ersten Mal, irgendwie. Und ich fing an zu erzählen und zu fühlen. Es war ein ganz neues und fremdes Gefühl, aber ich merkte, wie alles leichter und leichter wurde. Ich fand zu meiner Kraft zurück, ich fand zu mir selbst zurück. Genauer gesagt fühlte es sich eher so an, als würde ich zum ersten Mal mir selbst begegnen. Ich würde jedem, der an starken Depressionen leidet, wirklich dazu raten in eine Klinik zu gehen. Es ist etwas ganz anderes, sich intensiv die Zeit zu nehmen und sich selbst kennen zu lernen, anstatt einmal die Woche zum Psychologen zu gehen. Zudem verändert sich vieles einfach schneller, wie wenn man nur eine Stunde in der Woche hat. Aber wenn man wirklich starke Depressionen hat, so wie ich damals, dann nimmt man einen Klinikaufenthalt auch mit offenen Armen an. Wer dazu noch nicht bereit ist, dem geht es wahrscheinlich noch nicht schlecht genug. Ich war an dem Punkt angekommen, wo ich Hilfe wollte, um jeden Preis.
19.. Oktober 2020
Wenn Träume verwelken, wenn Träume in Vergessenheit geraten, dann sind es wir, die sterben.Wenn wir nicht tun, was wir lieben, werden wir krank. Wenn wir keiner Leidenschaft mehr nachgehen,wenn wir nicht tun, was wir lieben,dann hinterlässt das Spuren. Menschen, die ihre Träume vergessen haben,werden krank, kraftlos und traurig, und verkümmern. Unser Kopf wird müde, unser Herz wird krank, unser Körper erschöpft und unser Geist beschränkt. Wir hören auf zu Denken, zu Kreieren, und zu erschaffen. Wir funktionieren,wir hören auf unsere Großartigkeit zu leben. denn die Freiheit zum Denken und Kreieren wird schon früh getötet. Menschen reden seit Jahren davon, was sie eigentlich vor haben. Was sie noch alles unbedingt machen möchten. Wer sie eigentlich gerne wären, und was sie eigentlich tun würden und wo sie am liebsten wohnen würden, wären da nicht Grund 1 bis 100. Aber sie machen es nicht, denn sie funktionieren, wie sie es schon immer taten. Außerdem gibt es noch mindestens 100 Gründe, warum jetzt nicht der passende Zeitpunkt ist. Wann soll da noch Platz für Träume sein? Sie funktionieren für die Gesellschaft, sie funktionieren für ihre Familie, sie funktionieren für ihr Geld. Sie funktionieren für Anerkennung, für Harmonie. Vor lauter Funktionieren wissen viele schon nicht einmal mehr, was ihre Träume sind. Was ihre Leidenschaften sind, ihre Stärken, ihr Herzblut. Sie würden es ja tun, aber da sind ja diese 100 Gründe. Ich mach es morgen.Ich fange nächstes Jahr an. Jetzt ist es sowieso zu spät, es lohnt sich sowieso nicht mehr. Menschen werden krank. Sie werden körperlich krank und psychisch krank, wenn sie nicht tun können was sie lieben. Denn Liebe und Erfüllung hält gesund, und funktionieren macht krank.
15. November 2020
Erst heute hat mich eine Frau, die ich vor kurzem kennen gelernt habe, auf meinen Blog und meine Depressionen angesprochen. Sie wollte wissen, was es damit auf sich hat. Und meine Antwort ist eigentlich zu Beginn immer dieselbe: Es war die schlimmste und beste Zeit meines Lebens. Es war die schlimmste Zeit, weil es eine unfassbar teuflische Erkrankung ist. Ein Gefühl, das für Außenstehende kaum in Worte zu fassen ist. Ich konnte nicht mehr einkaufen, Freunde treffen, nicht mehr aufräumen, nichts. Meine Psyche machte komplett dicht. Aber das Schlimmste war nicht die Antriebslosigkeit, das Schlimmste war die Auswegslosigkeit, die Panik. Das Gefühl, dass nie wieder irgendetwas gut wird, dass man in diesem hoffnungslosen Zustand für immer gefangen ist. Egal was man tut, es gibt keinen Funken an realistischer Hoffnung, jemals zurück ins Leben zu finden. Man stirbt innerlich. Diese Trauer, diese Schwere, die Antriebslosigkeit, die Müdigkeit und das starke Gefühl der Auswegslosigkeit. Egal was man tut, es wird nicht besser. Ein riesiger Berg vor dir, und du bist überzeugt, dass du ihn niemals überwinden wirst. Denn die nötigsten Kräfte, die du dazu brauchst, die hast du einfach nicht. Woher solltest du sie auch nehmen? Ich saß am See auf dem Steg. Dieses Gefühl kann ich bis heute noch abrufen. Ausweglosigkeit, gefangen sein. Panik. Tränen. Ich habe geweint, nur noch geweint. Tag für Tag, Woche für Woche. Und dann kam ich per Akuteinweisung in die Klinik. Ab da wurde der Berg kleiner, denn ich war an einem Ort, wo mir die Menschen endlich helfen wollten. Sieben Wochen lang tat sich nichts. Gar nichts. Aber ich gab nicht auf, denn ich wusste, dass ich hier richtig war. Das Gefühl war richtig. Ich war jung ,21 Jahre alt, und ich ließ mich darauf ein, während ich glaube, dass es älteren Menschen vielleicht schwerer fällt, sich darauf einzulassen. Ich wollte Hilfe, um jeden Preis. Ich war so sehr am Boden, dass ich keine Sekunde zögerte, und die Klinik dankend annahm. Denn in meinem Zustand war es mir nicht mehr möglich, so weiter zu leben, und das hätte ich auch nicht. Nach 7 Wochen endlich der große Knall: Ein Therapeut brachte endlich meinen Knoten zum Platzen. Endlich fühlte ich wieder, ich spürte, ich lebte, ich konnte atmen, in mir erwachte das Leben, wenn auch langsam. Ich weinte, ich schrie, wochenlang. Nach 12 Wochen verließ ich die Klinik, Mai 2013. Die Rückfälle kamen, aber sie wurden weniger. Seit 6 Jahren habe ich so gut wie keinen Rückfall mehr, maximal 2 Tage im Jahr, an denen nichts geht. Und die nehme ich mir dann auch. Wieso die Depression die beste Zeit meines Lebens war? Weil alles, was danach kam, nicht vergleichbar ist. Egal was danach passierte oder noch passieren wird, ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass nichts in meinem kommenden Leben jemals wieder ansatzweise so schlimm sein kann. Es mag Menschen geben, die mir zu dieser Aussage vielleicht widersprechen würden. Aber sie wussten auch nicht, wie ich mich gefühlt habe. Und ich für meinen Teil bin mir sicher: Es kann für mich persönlich nichts schlimmeres geben. Wenn ich diesen Berg geschafft habe, der mir so absolut unüberwindbar vorkam, erfolgreich gemeistert habe, wird mich nichts und niemand in meinem Leben mehr aufhalten oder mich in eine Depression stürzen. Ich kenn mich so gut, dass ich haargenau weiß, wie ich zu reagieren habe, wenn ich merke, dass sich nur ein Ansatz von Depression anschleicht. Ich kann es heute kontrollieren, ich kann es steuern, und das ist das beste Geschenk überhaupt. Natürlich gab es auch danach noch Phasen, wo es mir schlecht ging. Wo ich geweint habe, und verzweifelt war. Aber es war NICHTS im Vergleich zu damals. Wer die Depression erfolgreich meistert und hinter sich lässt, der kann ALLES in seinem Leben meistern, absolut alles. Davon bin ich überzeugt. Deswegen: wenn ihr depressiv seid, gebt nicht auf. Bleibt dran, sucht euch Hilfe, arbeitet an euch. Denn eines kann ich euch versprechen: wenn ihr das überwunden habt, werdet ihr mit so viel Stolz zurück in die Vergangenheit und mit so viel Mut und Ruhe in die Zukunft blicken, dass sie nur noch euch gehören kann!
16. April 2021
Ok wow Leute, es ist jetzt schon wieder ungefähr einen Monat her, dass ich hier meinen letzten Blog Beitrag verfasst habe! Wahnsinn, die Zeit rennt momentan wirklich. Dass ihr auf meinem Blog etwas weniger von mir hört liegt nicht daran, dass ich weniger Lust am Schreiben bekommen habe, sondern dass ich momentan sehr viele Projekte gleichzeitig mache und neben meiner "normalen" Arbeit oft gar nicht weiß wo ich anfangen soll. Ich habe ein weiteres (noch geheimes) Projekt, ich bin Host (und Co Host) von ganzen drei Podcasts mittlerweile, ich habe diesen Blog, und neben all dem findet ja auch noch (teilweise, dank Corona) das normale Leben statt. Daher ist es momentan eher eine Zeitmanagement - Frage. Ich begeistere mich für jedes Projekt gleich viel und es fällt mir aus Zeitgründen schwer, jede Woche an allem gleich viel zu arbeiten. Nichts desto trotz ist es heute wieder so weit, vor allem in der Kategorie "mentale Gesundheit" habe ich lange nichts mehr von mir hören lassen, dabei fing doch alles bei diesem Thema an, welches mir so am Herzen liegt. 🙂 Heute wollte ich etwas über das Thema Verlustängste und Bindungsängste schreiben, da sich in diesem Bereich bei mir in letzter Zeit ein gewaltiger Knoten gelöst hat und sich viel bewegt hat. Ich hatte mit diesen beiden Begriffen schon so immer meine Problemchen, das Bizarre daran war nur, dass sie umso schlimmer und präsenter wurden, je älter ich wurde. Früher war es noch gar nicht so schlimm, aber mit zunehmendem Alter geriet es irgendwie immer mehr "außer Kontrolle". Ich hatte mich immer gefragt, woher diese Verlustängste und Bindungsängste bei mir kommen, aber ich hatte nie wirklich eine Antwort gefunden, beziehungsweise habe sie früher auch nicht so extrem wahr genommen oder empfunden. Damals in der Klinik war es auch kein großes Thema gewesen, da andere Themen und Probleme mir deutlich wichtiger waren. Ich habe eben nur gemerkt, je älter ich wurde, umso schlimmer wurde es.Ich war nie eine Person, die aus Verlustängsten "geklettet" hat. Im Gegenteil: Ich wollte immer sehr viel Freiraum. Ich bin kein Psychologe, aber Verlustängste können sich meiner Recherche nach in zweierlei Varianten äußern: Entweder man klettet an einer anderen Person wie verrückt, oder man will sehr viel Freiraum und fühlt sich schnell eingeengt. Ich gehörte ganz deutlich zur zweiten Gruppe. Aber ganz abgesehen davon, war da dieses Panikgefühl, was schon losging, bevor es überhaupt zu einer Beziehung kam. Aber wie gesagt, je älter ich wurde, umso schlimmer wurde es. Ich fing an, mein Wohlbefinden von einem Mann abhängig zu machen, bekam Panik und Ängste bevor eine Beziehung überhaupt los ging. Wenn ich jemanden kennen lernte, und die Person zum Beispiel um 19 Uhr bei mir sein wollte aber um 19: 15 Uhr noch nichts zu hören war, dachte ich oft sogar, sie wäre gestorben. Es musste etwas Schreckliches passiert sein, ich geriet in Panik. Ich schaffte es aber nie, ruhig und entspannt zu bleiben und einfach mal zuversichtlich alles ruhig anzugehen. Panik und Stress schon im Vorfeld, immer. Und jetzt, im Alter von 28 Jahren, hatte ich auf einmal ein paar Flashbacks. Und das nur durch einen einzigen Satz, den eine Bekannte zu ihrem drei jährigen Sohn sagte: " Mama ist um fünf wieder zurück." Ich entgegnete: " Ach wenn du später kommst ist ja auch egal, ich bin ja da und passe auf." Darauf entgegnete sie: " Nein nein, wenn ich ihm sage ich komme um fünf, dann komme ich auch um fünf. Ich will, dass er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann." Und da fiel bei mir der Groschen. Verlassen. Er soll sich auf sie verlassen können? Das kannte ich so überhaupt nicht, es war mir fast schon völlig fremd konnte man sagen.Ich dachte nach und zu meinem eigenen Erstaunen fielen mir in den darauf folgenden Tagen Situationen ein, die absolut traumatisierend waren für mich als kleines Kind, und die ich einfach komplett vergessen hatte. Aber auf einmal waren sie wieder in meinem Gedächtnis, als wäre es gestern gewesen. Meine Eltern kamen eben öfter mal NICHT zurück. Sie meinten sie würden kommen, aber sie kamen einfach nicht. Es vergingen Minuten, dann Stunden...Es wurde spät abends und dann wurde es nachts. Ich war sechs Jahre alt und stand mit meinen 4 und 5 Jahre älteren Geschwistern am Telefon. Wir versuchten meine Eltern immer und immer wieder auf dem Handy anzurufen, sie wollten doch schon vor Stunden wieder zurück sein! Aber es ging immer nur die Mailbox ran. Ich weinte und schaute meine großen Geschwister an, die immer und immer wieder das Telefon betätigten. Mailbox. Es war weit nach 23 Uhr. Irgendwann riefen sie die Feuerwehr an, oder die Polizei, ich weiß es nicht mehr. Aber einen von beiden riefen sie an. Irgendwann danach kamen meine Eltern nach Hause, betrunken. Am nächsten Tag, ich erinner mich, wurde unser Handeln etwas "belächelt". Dass wir eben die Feuerwehr/Polizei angerufen hatten. Ich schämte mich. Wie peinlich, jetzt wir wurden auch noch ausgelacht. So empfand und nahm mein 6-jähriges Ich es zumindest wahr. Ich versprach mir, nie wieder wegen so etwas zu weinen.Wenn all das sich doch nicht ein paar mal wiederholt hätte. Ich wurde vergessen vom Tanztraining abzuholen, ich wurde vergessen vom Schulausflug abzuholen. Nicht regelmäßig natürlich, aber ein paar mal zu oft. Ich will um Gottes Willen hier meine Eltern nicht als schlechte Eltern darstellen - um das noch einmal zu verdeutlichen - sie haben auch vieles sehr richtig gemacht. Und mir wurde bewusst, dass keine Eltern perfekt sind. Meine haben nun mal eben diese eine Sache etwas verbockt. Die Momente holten mich ein, und dann beschloss ich dieses Jahr, zu einer Heilpraktikerin zu gehen. Ich erzählte ihr von meiner Vermutung, woher meine schlimmen Verlustängste kommen könnten, war mir dann aber doch nicht so ganz sicher, ob ich richtig liege. War das alles wirklich so schlimm? Übertreibe ich? Sie schaute mich an und nickte und meinte: "Von all diesen Situationen, die Sie beschrieben haben, hätte zum Beispiel diese Geschichte von dieser Nacht, als ihrer Eltern stundenlang nicht mehr nach Hause kamen, absolut vollkommen ausgereicht, um ein Trauma auszulösen." Ich war etwas verwundert. Da vergessen mich meine Eltern mal einen Abend und kommen 6 Stunden oder so zu spät nach Hause, und schon bin ich für mein Leben was das angeht traumatisiert? " Sie waren 6 Jahre alt. Klar, aus heutiger erwachsener Sicht ist das nur halb so schlimm. Aber sie waren 6 Jahre alt. Sie wussten nicht, ob ihre Eltern noch am Leben sind, geschweige denn wussten sie, ob SIE das überleben. Ihr Leben war abhängig vom Leben ihrer Eltern."Damit hatte sie Recht. Und ja, ich dachte damals wirklich, dass meine Eltern tot sind. Denn sonst wären sie doch nach Hause gekommen. Was folgte, war eine Hypnose. Eine Hypnose, in der wir zurück zu den einzelnen Momenten gingen. Zu dem Festnetztelefon, neben dem ich stand, mit meiner Schwester und meinem Bruder. Ich schaute zu ihnen auf, ich war die kleinste. Meine Heilpraktikerin befahl mir in der Hypnose, die Hand meiner älteren Schwester zu nehmen. Und da passierte es merkwürdiges: Ich hatte das Gefühl, dass ich in dem Moment wirklich in einem kleinen Kinderkörper stecke und mein kleines Kinderherz zerbricht. Ich habe es sogar gehört, gefühlt. Ich fing schrecklich an zu weinen während der Hypnose. Ich fühlte einen unendlich großen Schmerz, ich hörte sogar etwas kaputt gehen. Und dann veränderten wir die Situation. Meine Schwester tröstete mich, hielt mich an der Hand. Meine Eltern erreichten wir sofort, und sie kamen nach Hause. Ich machte ihnen die Hölle heiß und sie entschuldigten sich. Es würde zu lange dauern, hier genau zu erklären, was bei der Hypnose noch geschah, bei Interesse schreibt mir sehr gerne. Und dann passierte noch etwas absolut Unerwartetes. Ein paar Wochen nach der Hypnose, am Ostersonntag diesen Jahres, war ich bei meinem Vater zum Frühstück. Ich war mir felsenfest sicher, dieses Thema niemals anzusprechen, da ich der festen Überzeugung war, dass er sich zum Beispiel an den Abend, an dem er und meine Mutter mit Freunden auf dem Dorffest versackten und nicht mehr nach Hause kamen gar nicht mehr erinnern konnte. Ich war mir ganz sicher, dass das im Kopf meiner Eltern nicht mehr präsent war, vergessen, gelöscht, weil es für sie eben nichts dramatisches darstellte. Auf einmal kam mein Bruder am Ostersonntag auf das Thema zu sprechen, wie ich als Kind immer Angst hatte, wenn jemand von zu Hause weg ging und Panik bekam. Tatsächlich belächelte er die Situation heute noch ein wenig, während mein Vater auf einmal meinte, dass er weiß woher das kam und er sich bis heute noch schlimme Vorwürfe macht und das einer seiner größten Fehler im Leben war. Ich hatte wirklich gedacht, ich höre nicht richtig. Was sagte er? Er wusste das noch? Mir blieb fast mein Brötchen im Hals stecken. Ich war mir sowas von sicher gewesen, dass er sich nicht mehr dran erinnern kann, weil es für ihn damals mit Sicherheit keine große Sache gewesen war. Aber ich lag falsch und erwiderte, dass ich niemals gedacht hätte, dass er das noch weiß und erzählte ihm ebenfalls von der Heilpraktikerin. Ihm ging das offenbar ziemlich nahe und ich konnte ihm förmlich ansehen, dass er sich schämte und ihm das unendlich Leid tat. Ich hätte niemals mit einem solchen "Geständnis" gerechnet, bzw. mit einem solchen Bewusstsein über das, was er und ebenso gleichermaßen meine Mutter uns, oder in diesem Fall mir, damit angetan hatten. Diese Entschuldigung von ihm fand ich sehr stark, hatte sie aber überhaupt nicht erwartet oder gar damit gerechnet. Aber manchmal überrascht einen das Leben wohl. Ich meinte zu ihm, dass ich ihm nicht mehr böse bin, aber ja, dass das ein großes Trauma in mir ausgelöst hat, besonders eben diese eine Nacht, als er und meine Mutter tief in der Nacht betrunken nach Hause kamen und uns drei Kinder einfach haben im Unwissen zu Hause alleine gelassen, viele Stunden lang. Aber dass eben auch alle Eltern mal Fehler machen, und dass er dafür auch vieles andere richtig gemacht hat. Ich hatte den Eindruck, dass ihn das gefreut hat, das zu hören. Und am Ende bringt es sowieso nichts, wütend, sauer und nachtragend zu sein. Ja, man darf sauer sein und man darf Wut empfinden, man sollte sie sogar auch raus lassen. Aber voran kommt man im Leben nun mal nicht, wenn man die Wut immer mit sich mit trägt und allen anderen immer die Schuld gibt. Ich glaube, Akzeptanz und Vergebung ist ein essenzieller Schlüssel, um voran zu kommen. Man sagt ja auch immer, um etwas zu verarbeiten gibt es drei Phasen: Wut/Hass - Trauer - Vergebung . Es ist richtig, wütend zu sein. Es ist gut, Wut raus zu lassen, ich würde sagen, es ist sogar absolut wichtig, denn mit Verdrängen kommt man auch nicht weit. Nach der Phase der Wut ist man traurig. Und danach lässt man es sein, man vergibt. Und danach ist man frei. Ich war auch lange nicht mehr sauer auf meine Eltern, aber ich konnte meine Verlustangst einfach nicht ablegen. Sie blockierte mich, sie machte mich panisch, immer und immer wieder, jedes Mal aufs Neue, wenn ich jemanden kennen lernte. Sie war mit Sicherheit nicht der alleinige Grund, wieso meine Beziehungen auseinander gingen, aber mit Sicherheit spielte es mit rein. Die Hypnose war für mich eine sehr wichtige Erfahrung. Ich glaube, dass ich das Trauma nun wirklich hinter mir gelassen habe und fühle mich leichter, freier, entspannter. Klar, in manchen Momenten muss ich mich manchmal selber wieder dran erinnern, dass es keinen Grund zur Panik gibt. Mit dem Unterschied, dass es mir nun mittlerweile wirklich ganz gut gelingt. Früher hätte es das nicht. Es macht mein Leben wirklich um vieles leichter und ich bin froh, mich dieser "Angst" gestellt zu haben.
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